Die Resilienzfähigkeit von Städten – Kernkategorie zukunftsorientierter Stadtentwicklung – ist in paradigmatisch neuer Weise eine Beschreibung des Land-Stadt-Verhältnisses der Zukunft. Urbane nachhaltige Lebensfähigkeit ist an neue Metabolismen (Stoffe, Dienstleistungen, Wissen) zum geografisch nahen Land und seiner Landnutzungsstruktur sowie an kollaboratives Resilienzvermögen gebunden. Dieses Verständnis von Urbanisierung, von räumlicher Re-Integration verschiedenster Funktionen (von ökologischen Systemleistungen bis zur politischen Teilhabe) trägt auch zur Wiedergewinnung und Neukonstruktion von Identität in einer Transformativen Zelle bei. Wie handlungs- und gestaltungsfähig die Akteure und Institutionen sind, die die Zukunftsfähigkeit von mittelgroßen Ankerstädte in ländlichen Gebieten gestalten wollen, hängt vom gemeinsamen Wissensbestand zur Transformation ab. Man kann auch sagen: Wie fähig die Akteure und Institutionen sind, die Veränderungen „lesen zu lernen“ oder sich im Kontext der Transformation zu alphabetisieren bestimmt das Niveau der Resilienzfähigkeit und die „transformative literacy“ der Protagonisten.
Dazu braucht es entsprechende virtuelle, digitale, aber auch reale (Infra-) Strukturen und Institutionen. Diese Strukturen werden auf Basis eines Leitbilddesigns gestaltet. Zunächst wird die lokale Meinungsbildung über die Themen Digitalisierung und Bildung, sowie deren regionale Verknüpfung angeregt und Ergebnisse als Leitbild zusammengetragen.

Bisher wurden zwei Pfade eingeschlagen:
(1) Inhaltliche Fokussierung
Ein inhaltlicher Schwerpunkt ist Resilienzfähigkeit. Resilienz bedeutet zum einen die Widerstandsfähigkeit gegenüber externen Einflüssen, zum anderen die Selbst-Erneuerungsfähigkeit durch Lern- und proaktive qualitative Veränderungsprozesse, welche zu einer geringeren Vulnerabilität führen (Kegler, 2015). Vulnerabilität ist die Verletzlichkeit einer Gemeinschaft bzw. Region gegenüber z.B. Extremwetterereignissen und unvorhersehbaren Krisen.
Ein weiterer Schwerpunkt ist die Entwicklung und Sammlung von Wissen über aktuelle Systemzusammenhänge (Systemwissen), Zielvorstellungen und Zukunftsszenarien (Zielwissen) sowie Handlungsmöglichkeiten zur Gestaltung nachhaltiger Transformations- bzw. Entwicklungspfade (Transformationswissen) (ProClim, 1997). Diese Wissensformen sollen durch eine regionale, digital unterstützte Bildungslandschaft gesammelt und vernetzt werden. Derzeitige formelle und informelle Bildungsorte wie Schulen, Bibliotheken und Museen übernehmen diese neuen Funktionen.

(2) Aufbau zivilgesellschaftlicher (Begleit-)Strukturen
Um eine Veränderung eines bestehenden Systems anzustoßen braucht es eine Veränderung bestehender bzw. Aufbau neuer Strukturen. Derzeit bauen wir zum einen eine Bürgerstiftung auf, welche als zivilgesellschaftlicher Träger Einzelmaßnahmen der digitalen Bildungslandschaft unterstützen und koordinieren kann. Sie besteht derzeit aus interessierten Bürger*innen, Stadtvertreter*innen und Vertreter*innen lokaler vereine. Zum anderen haben wir gemeinsam mit Schüler*innen und Lehrer*innen im Anthropozän-Projekt Schools of Tomorrow über bauliche und organisationale Veränderungen zur Gestaltung einer Schule von morgen nachgedacht.

Darauf aufbauend nimmt die beteiligte Schule am Modellschulprogramm des Landes Mecklenburg-Vorpommern teil.
Diese Strukturen schaffen den Raum für lokale Experimente zum Austesten von Zukunftspfaden.

Quellen:
ProClim (1997) Visionen der Forschenden: Forschung zu Nachhaltigkeit und Globalem Wandel – Wissenschaftspolitische Visionen der Schweizer Forschenden. Bern.
Kegler, H. (2015) Resilienz: Strategien & Perspektiven für die widerstandsfähige lernende Stadt, Universität Kassel-Institut für urbane Entwicklungen. Gütersloh, Berlin: Bauverlag, Birkhäuser Verlag.